Dokumentarische Positionen: aesth/ethics of trust
Seminarangebot für das Sommersemester 2016
„Ob ein Film fiktiv ist oder nicht-fiktiv, das ist meines Erachtens eine Frage der größeren oder kleineren Verfälschung (Falsifikation) des Materials, das gefilmt wird. Ein willkürliches Element gibt es in jedem Film. (...) Um eine Fiktion von Nicht-Fiktion zu unterscheiden, muss man immer daran denken, dass es eine Abstufung in der Verfälschung der Elemente gibt, aus denen der Film gemacht wird. Diese Verfälschung definiere ich als eine willkürliche Deformation, als eine Verschiebung (Deplazierung) von authentischen Elementen“ schreibt Sergej Tretjakov 1927. (in: Hartmut Bitomsky, Kinowahrheit, Hg: Ilka Schaarschmidt, Berlin 2003, S. 129)
Wenn man das herausragende Ziel des Dokumentarischen darin sieht, gesellschaftliche Defizite aufzuarbeiten, verlieren sich viele der Fragen nach dem Inszenierten im Dokumentarischen. Die Debatten über das „Wahr“ und „Falsch“ erscheinen wie eine Ablenkung von der viel grundsätzlicheren Frage, mit welchem Interesse die Filmemachenden an der Produktion von „Wahrnehmung“ arbeiten. (Madeleine Bernstorff: „Wie war das? Ästhetik des Vertrauens/ aesthetics of trust. Einige Filme von Bodil Furu.“ in: Bodil Furu. The Aesthetics of Investigation, Oslo 2013).
Im Seminar beleuchten wir ausgehend von dieser Fragestellung die produktionsästhetischen Zusammenhänge anhand einer Reihe von Filmen und Texten (u. a. von Nicolas Rey, Bill Nichols, Straub/Huillet, Pedro Costa, Haskell Wexler, Trinh T. Minh-ha, Gustav Metzger, Serge Daney, Constantin Wulff, Juliane Rebentisch, Frieda Grafe, Chantal Akerman, Vlado Kristl) und hinterfragen eigene Arbeitsansätze.
Im Zentrum einer Reihe von Filmen, die während dreier Screenings im Kino Arsenal gezeigt werden, stehen die Arbeiten der norwegischen Künstlerin Bodil Furu, die sich mit dieser Perspektive besonders produktiv erweisen. Bodil Furu wird zu Gast im Seminar sein.
Teilnahme-Voraussetzungen: Zugelassen sind Studierende der Studiengänge KUM, die bereits über Grundkenntnisse und praktische Erfahrungen im Bereich der Film- und Videoproduktion verfügen.
Termine: Donnerstags, 10-13 Uhr, Raum 123
Blocktermin: Sa., So., 11.-12. 06. 2016, 11 - 18 Uhr, Gru 123
Sowie 3 Screenings im Kino Arsenal: Di. 21. 06., 17 Uhr,
Di. 28. 06., 19.30 Uhr und Di. 5. 07., 17 Uhr