Dramaturgie-Seminar
Sommersemester 2019
Lehrende: Juliane Großheim
Termine: donnerstags, 10-13 Uhr, Raum 123
Beginn: Donnerstag, 18.04.19
Helden ohne Heldenmut
Das Wort „Protagonist“ bedeutet im Griechischen „Vorkämpfer“ oder „Beweger“. Soverlangt die als „klassisch“ bezeichnete aristotelische Dramaturgie als unabdingbare Voraussetzung Hauptfiguren, die ein klares Ziel verfolgen. Diese sollen auf ihrer strapaziösen Reise durch unbekanntes Terrain möglichst viel lernen, um ihr Entwicklungspotential auszuschöpfen und um, am Ende angekommen, zu lebensverändernden Einsichten zu gelangen.
Was aber, wenn unser Held oder unsere Heldin keinen definierbaren äußeren Konflikt zu bewältigen hat oder aber zu kämpfen nicht bereit ist? Darf es eine Dichotomie zwischen Handlung und Figur geben? Oder existiert die psychologische Konsistenz einer Figur nur in Verbindung mit ihrer Handlungssphäre?
Die Filmgeschichte kann mit einer Fülle an mehr oder weniger passiven Charakteren aufwarten, die ziellos durch die Welt driften, geprägt von der sie umgebenden Umwelt. Als Opfer ihrer inneren Defizite oder äußeren Umstände werden sie bestenfalls Zeugen von bedrohlichem oder rätselhaften Geschehen. Nach einer Einführung in die erzählerischen und dramaturgischen Aspekte der Figurenentwicklung und einen Ausflug in die psychologische Figurengestaltung werden wir verschiedene Beispiele einschlägiger Filme mit willenlosen oder auch innerlich zerrissenen Helden untersuchen. Dabei wollen wir erörtern, wie sich innere Konflikte wirkungsvoll erzählen lassen und der Frage nachgehen, welche Auswirkungen eine solche Figur auf das dramaturgische Konstrukt hat.
Neben der theoretischen Auseinandersetzung werden auch praktische (Schreib-)Übungen Teil des Seminars sein. Eine Liste mit den für das Seminar relevanten Büchern und Filmen wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.
Nachweis: Fachtheorie-Schein