Theoretisch-praktisches Seminar mit Beispielen sowie praktischen Übungen. Das Kolloquium ist für Studierende konzipiert, die bereits Erfahrungen im Bereich der zeitbasierten Künste haben.
Das Seminar geht der Frage nach, ob die Beschäftigung mit subjektiven Zeugnissen eine mögliche künstlerische Strategie sein kann, um den sich als universell generierenden Deutungsdiskursen die Komplexität einer Vielzahl von Stimmen kritisch entgegen zu setzen.
Archive generieren sich traditionell aus identitär-ideologischen Deutungsdiskursen, die sie wiederum manifestieren. Diese Diskurse bestimmen nicht nur was archiviert wird und wer ein Archiv anlegen darf, sondern auch wer überhaupt als Subjekt der Geschichte wahrgenommen wird, welche Geschichte(n) erzählt und somit erinnert werden können.
Zeugenschaft ist eng verknüpft mit den technologischen Entwicklungen in den audiovisuellen Medien der letzten 40 Jahre. Betroffene dokumentieren und verbreiten gesellschaftliche Umbruchs- und Krisensituationen in Eigenregie und z.T. in Echtzeit über unterschiedliche globale Netzwerke. Oft changieren diese Zeugnisse zwischen Dokument und gestalteter Aussage. Ihnen scheint gemein zu sein, dass sie subjektiver Natur sind. Der Umgang mit diesen Zeugnissen wirft viele Fragen auf: Wie werden Konflikte heute medial kommuniziert? Von wem und für wen? Gibt es neue Akteure, die den medialen Diskurs bestimmen? Wie verändern diese den Verlauf der Geschehnisse? Wie kann ein kritischer Umgang jenseits von Objektivitätsansprüchen aussehen?
Wir möchten untersuchen, ob die künstlerische Arbeit neben kritisch-wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Strategien eines der Felder sein kann, in dem politische und soziale Ereignisse in ihrer subjektiven Vielstimmigkeit erfasst werden können. Weiterführend werden wir die Fragen des Vergessens beleuchten, z.B. ob künstlerische Ansätze gerade dort zum Tragen kommen können, wo herrschende Diskurse Zeugenschaft aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht haben bzw. erlebte Traumata ein individuelles Erinnern erschweren bis verunmöglichen.
Eine Liste mit den für das Seminar relevanten Büchern und Filmen wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.
Beginn: Donnerstag, 25.10.2018
Nachweis: Fachtheorie-Schein, Praktisch-gestalterischer Schein. (Voraussetzung für den Scheinerwerb: regelmäßige Teilnahme (Fachtheorie-Schein), Fertigstellung einer eigenen künstlerisch-praktischen Arbeit (Praktisch-gestalterischer Schein).